Alexander I. Karađorđević (in serbischer Namensform Aleksandar I. Karađorđević) (1888 - 1934) war 1914 bis 1918 Prinzregent von Serbien und 1921 bis 1934 König des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien).
1934 wurde er bei einem einem Attentat der Ustascha ermordet.
Lebenslauf[]
Alexander I. wurde 1888 in Cetinje, der damaligen Hauptstadt Montenegros, geboren. Sein Vater war der im Exil lebende serbische Prinz Peter Karađorđević, seine Mutter Zorka Petrovic-Njego, die Tochter Nikolas I. von Montenegro. Seine Jugend verbrachte Alexander in Montenegro. Er wurde in Genf und an der Militärschule in Sankt Petersburg in Russland ausgebildet. Nach dem Sturz von Aleksandar Obrenović und damit der Dynastie Obrenović wurde sein Vater im Jahre 1903 von den aufständischen Offizieren als neuer König von Serbien eingesetzt, und Alexander kehrte gemeinsam mit ihm aus der Verbannung zurück.
1909 wurde Alexander anstelle seines älteren, damals für geisteskrank erklärten Bruders Georg zum serbischen Kronprinzen proklamiert.
Er nahm als Offizier und später auch als Kommandeur an beiden Balkankriegen und am Ersten Weltkrieg teil.
Als sich Peter I. aufgrund von Krankheit von der Führung der Amtsgeschäfte zurückzog, wurde Alexander im Juli 1914 zum Regenten von Serbien und damit zum amtierenden Stellvertreter des Vaters ernannt, der jedoch den Königstitel behielt. Die serbische Regierung verlegte 1915 ihren Sitz ins Exil auf das griechische Korfu, da das Land selbst von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt war. Erst gegen Ende des Ersten Weltkrieges kehrte die serbische Regierung 1918 nach Belgrad zurück.
1917 wagte es Prinzregent Alexander, den Putschführer von 1903 und einflussreichen militärischen Geheimdienstchef Oberst Dimitrijević (Apis) als Verräter verurteilen und hinrichten zu lassen. Damit wurde ein gefährlicher politischer Rivale, der 1914 auch das Attentat von Sarajevo von Belgrad aus organisiert hatte und maßgeblich am Sturz von Aleksandar Obrenović beteiligt war, beseitigt.
Am 1. Dezember 1918 proklamierte Alexander in Belgrad die Vereinigung Serbiens mit den südslawischen Ländern Österreich-Ungarns zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Gleichzeitig trat Alexander als Regent zurück und übergab seinem Vater König Peter erneut die Amtsgeschäfte. Allerdings blieb der Kronprinz politisch weiterhin sehr einflussreich.
Die Innenpolitik des neuen Staates war von wachsenden Konflikten zwischen den Nationalitäten gekennzeichnet. Während von serbischer Seite der neue Staat als eine direkte Fortsetzung des Königreiches Serbien betrachtet wurde und eine zentralistische Verfassung befürwortet wurde, verlangten Kroaten und Slowenen eine größere Selbständigkeit der einzelnen historischen Teilgebiete. Die Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić lehnte zunächst die monarchische Staatsform als solche ab, ebenso die Kommunistische Partei Jugoslawiens, die jedoch bald verboten wurde.
Nach dem Tod seines Vaters am 16. August 1921 wurde Alexander als Alexander I. zum zweiten König der Serben, Kroaten und Slowenen.
Am 8. Juni 1922 heiratete er Maria von Hohenzollern-Sigmaringen, die Tochter König Ferdinands I. von Rumänien. Das Paar hatte drei Kinder: Peter II. (1923-1970), Tomislav (1928-2000) und Andreas (1929-1990).
Im Gegensatz zu seinem Vater, der sich vor dem Krieg weitgehend aus der Tagespolitik herausgehalten hatte und dadurch im Königreich Serbien die Herausbildung eines parlamentarischen Regierungssystems ermöglicht hatte, mischte sich Alexander von Anfang an unmittelbar in die Regierungspolitik ein. Dabei trat er ebenso wie die führenden serbischen Politiker für eine zentralistische und monarchische Staatsordnung ein, wie sie durch die Verfassung vom 28. Juni 1921 festgeschrieben wurde. Gleichzeitig versuchte er jedoch auf deren Kosten seine eigene Machtposition auszubauen und dazu die Stellung der wichtigsten serbischen Partei, der vom mehrmaligen Ministerpräsidenten Nikola Pilic geleiteten Radikalen Partei, zu schwächen. Dabei stützte er sich vor allem auf Kreise des serbischen Offizierskorps, mit denen er aus seiner Armeezeit persönlich bekannt war und die auch als Kamarilla bezeichnet wurden.
In der Außenpolitik strebte Alexander Allianzen mit Frankreich sowie mit Rumänien und der Tschechoslowakei an, um die nach dem Ersten Weltkrieg entstandene internationale Ordnung in Ostmittel- und Südosteuropa und damit letztlich den Fortbestand seines erst 1918 entstandenen Reiches gegen mögliche Revisionsbestrebungen zu sichern. Diese führte 1921 zur Bildung der Kleinen Entente (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Rumänien und Tschechoslowakei).
Aufgrund der politischen Gegensätze sowohl zwischen zentralistischen und föderalistischen Kräften als auch unter meist regierenden Zentralisten selbst kam während der 1920er Jahre keine stabile parlamentarische Regierung zustande. Nachdem der Vorsitzende der Kroatische Bauernpartei und Oppositionsführer Stjepan Radić 1928 von einem aus Montenegro stammenden serbisch-nationalistischen Abgeordneten im Belgrader Parlament erschossen worden war, weigerten sich die oppositionellen kroatischen Abgeordneten, weiter an den Parlamentssitzungen teilzunehmen, und es wurden zunehmend Stimmen laut, die den Fortbestand der bestehenden Staatsordnung infrage stellten.
In dieser Situation führte Alexander I. am 6. Januar 1929 einen Staatsstreich durch. Er suspendierte die Verfassung von 1921, löste das Parlament auf und proklamierte die Königsdiktatur. Die neue Regierung setzte sich zunächst weitgehend aus seinen persönlichen Vertrauten zusammen. Schließlich verfügte er am 3. Oktober 1929 die Umbenennung des Staates in Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija). Im Rahmen einer Verwaltungsreform wurde das Land in Banschaften (Banovine) aufgeteilt, die die Grenzen der historischen Landesteile bewusst überschnitten und nach dem Vorbild der französischen Departements nach Flüssen benannt wurden. Die Verwendung der Stammesnamen (Serben, Kroaten und Slowenen) zu politischen Zwecken wurde verboten, alle Einwohner sollten sich in Zukunft nur noch als Jugoslawen betrachten.
Alexander I. rechtfertigte sein Vorgehen damit, dass er die Einheit des Staates habe retten müssen, wozu sich die Politiker der traditionellen Parteien als unfähig erwiesen hätten.
Die Einführung der Königsdiktatur traf zunächst auf keinen unmittelbaren Widerstand. Auch die föderalistische Opposition wartete zunächst die weitere Entwicklung ab, da sie mit der Außerkraftsetzung der zentralistischen Verfassung von 1921, die sie stets bekämpft hatte, durchaus einverstanden war. Nachdem sich jedoch abzeichnete, dass Alexander die zentralistische Staatsordnung beibehalten und vorwiegend mit Hilfe serbischer Offiziere regieren wollte, traf er vor allem unter den Kroaten auf wachsenden Widerstand. Während die Kroatische Bauernpartei unter ihrem neuen Vorsitzenden Vladko Maček für friedliche Opposition im Inneren eintrat, gründete Ante Pavelić, vorher Vorsitzender einer kroatischen nationalistischen Splitterpartei, im italienischen Exil die Ustascha-Bewegung und rief zum gewaltsamen Umsturz in Jugoslawien auf. Er wurde dabei vom italienischen Diktator Mussolini unterstützt, der an einer Schwächung Jugoslawiens interessiert war, das er als Rivalen um die Vormacht an der Adria ansah. Die Ustascha führte zunächst einzelne Anschläge durch und versuchte dann 1932 bis 1933 einen regelrechten Aufstand zu beginnen, was jedoch aufgrund mangelnder Unterstützung aus der Bevölkerung fehlschlug. Die Regierung reagierte auf die Aktivitäten der Ustascha mit der gewaltsamen Unterdrückung jedes potentiellen Widerstandes. Dabei wurden auch mehrere nicht an den terroristischen Aktivitäten beteiligte Oppositionelle, unter anderem Milan ufflay, von Agenten des jugoslawischen Geheimdienstes ermordet, was internationale Proteste nach sich zog.
1931 verkündete Alexander I. eine neue Verfassung. Die Teilnahme an den folgenden Parlamentswahlen war jedoch nur Parteien gestattet, die im ganzen Land Kandidaten aufstellen konnten, und die stärkste Partei wurde bei der Mandatsvergabe deutlich bevorzugt. Von Seiten der Regierung wurde eine jugoslawische Einheitspartei gegründet, an der sich neben einem Teil Angehörigen der alten serbischen Parteien auch einige führende Politiker der Slowenen und der bosnischen Muslime beteiligten, während die Kroatische Bauernpartei als weitaus größte kroatische politische Kraft in der Opposition verblieb. Da eine landesweite oppositionelle Liste nicht zustande kam, wurden die ersten Parlamentswahlen unter der neuen Verfassung zu einer Farce. Faktisch vereinigten Alexander I. und die ihn stützenden Kreise des Militärs weiterhin sämtliche Gewalt im Staat in ihren Händen.
Ermordung[]
Um das Regime zu stürzen, plante die Ustascha-Bewegung unter Ante Pavelić im Zusammenarbeit mit der mazedonischen IMRO und vermutlich mit Unterstützung des italienischen Geheimdienstes die Ermordung Alexanders. Zu diesem Zweck entsandte sie mehrere Mordkommandos nach Frankreich, wo Alexander für einen Staatsbesuch erwartet wurde. Beim ersten dieser Anschläge wurde Alexander getötet.
Am 9. Oktober 1934 besuchte der König Marseille. Obwohl die französische Polizei und das jugoslawische Konsulat den König vor einem möglichen Attentat warnten, wollte Alexander den Besuch wie geplant durchführen. So verließ er gegen 16 Uhr den im Hafen liegenden Kreuzer Dubrovnik und traf an Land den französischen Außenminister Louis Barthou. Zusammen mit Barthou und einem französischen General nahm er in einer offenen Limousine Platz. Der Wagen hatte erst 100 Meter im Schritttempo zurückgelegt, als es zum von kroatischen Rechtsradikalen Ustaschas geplanten Attentat kam. Der später nur als Vlada der Chauffeur bezeichnete Attentäter erschoss den König und den Außenminister, bevor er von einem französischen Offizier mit einem Säbelhieb schwer verwundet wurde. Er starb noch am selben Abend an seinen zahlreichen Verletzungen, die ihm durch wütende Zuschauer und Polizisten zugefügt wurden.
Alexander I. verstarb wenige Minuten nach dem Attentat in der Präfektur von Marseille. Er wurde nach Serbien überführt und in Topola begraben.
Da sein Sohn Peter II. noch minderjährig war, übernahm dessen Onkel Pavle Karađorđević als Regent die Leitung des jugoslawischen Königreiches. Peter II. wurde 1941 kurz vor dem Überfall des Deutschen Reiches auf Jugoslawien für volljährig erklärt und Übernahm für kurze Zeit die Amtsgeschäfte, bevor er ins Exil fliehen musste. Er war der letzte König von Jugoslawien.