Bérenger Saunière (1852-1917) war der älteste von sieben Geschwistern (darunter 3 Brüder und 3 Schwestern). Seine Eltern hießen Marguerite und Joseph Saunière.
Letzterer war Bürgermeister von Montazels, Leiter eines Mühlenbetriebs und Verwalter des Schlosses des Marquis de Cazermajou und danach des Monsieur de Bourzès. Bruder Alfred wurde Priester, Bruder Joseph starb mit 25 während seines Medizinstudiums. Bérenger wird als ein respektloser, unabhängiger, fundamentalistischer, rebellischer, athletischer junger Mann beschrieben, der seine Schuljahre in der Schule St Louis in Limoux verbrachte.
1874 trat Saunière dem großen Seminar von Carcassonne bei. Drei Jahre später wurde er zum Priester geweiht und begann seine Karriere als Vikar in Alet-le-Bains. 1882 wurde er nach La Clat versetzt und zum Professor am Seminar von Narbonne berufen. Wegen Disziplinarvorfällen wurde Saunière allerdings zurückgestuft und - möglicherweise auf eigenen Wunsch - nach Rennes-le-Château versetzt, wo er am 1.Juni 1885 das Pfarramt übernahm.
Saunière gab sich offen antirepublikanisch und wurde deshalb von der Präfektur verpflichtet, seine Gemeinde von Dezember 1885 bis Juli 1886 zu verlassen und wieder am Seminar zu lehren. Unter dem Druck der Stadtverwaltung widerrief der Präfekt allerdings seine Entscheidung. 1890 wurde Saunière neben Rennes-le-Château nun auch noch Antugnac als Pfarrei zugewiesen. Er hielt dort jeden Sonntag Messen.
1891 begann das Mysterium um den armen Dorfpfarrer, der plötzlich unermesslich reich werden sollte: Saunière sanierte die kleine Dorfkirche und gestaltete sie gemeinsam mit seinem väterlichen Freund Henri Boudet neu. 1902 bekam der Pfarrer ein Glasauge. Er wohnte mit der Familie Dénarnaud im Pfarrhaus; jedoch verstand er sich nur sehr schlecht mit Marie Dénarnauds Mutter.
Er zog es deshalb vor, sich in dem Gebäude, das er neben dem Friedhof hatte bauen lassen, aufzuhalten. Ein Jahr später kam es zum Streit zwischen Saunière und Boudet, der seinem Freund einen "für einen Priester unziemlichen Lebenswandel" vorgeworfen hatte: laut Boudet war Saunière kleinlich, kalt, berechnend und anmaßend geworden.
Noch mehr Ärger stand dem Pfarrer von Rennes-le-Château ins Haus: bei einem Besuch forderte der neue Bischof von Carcassonne, Monseigneur de Beauséjour, Rechenschaft über die Herkunft und Verwendung der Geldmittel Saunières. Der Pfarrer versuchte, eine Rechnungsoffenlegung zu verhindern, indem er sich mehrfach krank meldete. Es folgten mehrere Täuschungsversuche, die der Bischof aber durchschaute. Saunière erklärte schließlich: alles gehöre seiner Haushälterin Marie Dénarnaud.
1911 wurde Saunière seines Amtes enthoben ("suspens ad divinis"), weil er Messen verkauft haben soll. Er blieb aber in Rennes-le-Château. Sein Nachfolger Abbé Marty hatte keinen Erfolg: die Einwohner von Rennes-le-Château, um die sich Saunière Jahre zuvor auch finanziell gekümmert hatte, hatten ihm dies nicht vergessen und kamen zu Saunières Messen in den Wintergarten der Villa Bethania. Dort hatte er einen kleinen Altar aufgestellt - nach dem merowingischen Vorbild der Dorfkirche. Allerdings blieb der Geldfluss an Saunière plötzlich aus. Der Pfarrer musste vieles aus seinem Privatbesitz verkaufen. Außerdem soll seine Gesundheit stark gelitten haben.
Ungeachtet dessen brachte Saunière seinen Fall im Vatikan zur Sprache und hatte Glück: 1914 gelangte mit Papst Benedikt XV. ein Förderer der Habsburger an die Macht und nahm die liberale Politik seines Vor-Vorgängers wieder auf. Saunière wurde als Pfarrer von Rennes-le-Château bestätigt, musste aber als Buße eine Wallfahrt nach Lourdes unternehmen. Als er zurückkehrte, schwamm er erneut in Geld.
Saunière verzichtete nach dem Tod Boudets 1915 auf längere Wanderungen und hielt sich stattdessen vermehrt auf seinen Besitztümern in Rennes-le-Château auf. Er beschloss, ein Bauwerk zu errichten, das die ganze Welt in Erstaunen versetzen sollte. Geplant war zunächst ein Rundwall um das ganze Dorf (im Charakter eines mittelalterlichen Wehrdorfs), später ein auf neun Säulen ruhender, 50 Meter hoher Turm über der Kirche, dem Friedhof, dem Pfarrhaus und dem Pfarrgarten. Die Kosten beliefen sich auf 80 Millionen Franc in Gold (gemäß eines Kostenvoranschlags von Saunières Architekt Elias Both aus Limoux). Der Bauaufwand war vergleichbar mit dem des Eiffelturms. Heute veranschaulicht ein Modell die Planungen.
Die Bauarbeiten begannen am 5. Januar 1917. Sie sollten nicht lange dauern: Saunière erlitt am 17. Januar einen Schlaganfall. Fünf Tage später starb er ohne die letzte Ölung, weil sein Freund und Beichtvater Abbé Riviere sie ihm verweigerte, nachdem Saunière ihm das Geheimnis seines Lebens und seines Reichtums enthüllt hatte. Abbé Riviere soll das Haus im Zustand akuter Melancholie verlassen haben, berichten die Dorfbewohner. Sechs Monate später verfiel Riviere angeblich dem Wahnsinn und starb in einer Nervenheilanstalt. Andere Stimmen behaupten allerdings, sie hätten Riviere - auch nach Saunière Tod - als fröhlichen Menschen erlebt...
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