Christian Friedrich von Kahlbutz (* 1651 in Kampehl, Brandenburg; † 1702 in Kampehl) war ein preußischer Ritter, der vor allem dadurch Berühmtheit erlangte, dass sein Leichnam bis heute nicht verwest ist, ohne dass dafür notwendige Mumifizierungsverfahren angewendet wurden. Heute ist der mumifizierte Leichnam eine Touristenattraktion.
Hintergrund[]
Obwohl "Ritter Kalebuz", wie er im Volksmund auch genannt wurde, verheiratet war, übte er häufig das feudale Recht der ersten Nacht (ius primae noctis) aus. Belegt sind heute elf eheliche Kinder und mindestens 30 uneheliche.
Im Zuge der Ausübung dieses Rechts forderte er im Juli 1690 die Entjungferung der Braut des Schäfers Pickert aus Bückwitz ein. Da sich diese ihm jedoch verweigerte, erschlug er den Schäfer, als dieser - gemäß dem Gewohnheitsrechts - seine Schafe über die Felder des Ritters trieb.
Für den Mord gab es zwar keine direkten Zeugen, dennoch wusste jeder im Landkreis, wie es dazu gekommen war. Daher beschuldigte die Schäfersbraut Maria Leppin den Ritter Kahlbutz vor Gericht des Mordes. Daraufhin wurde ihm 1690 der Gerichtsprozess in Dreetz bei Neustadt gemacht. Als Adeliger hatte er jedoch Sonderrechte und konnte sich mit einem Reinigungseid vor Gericht befreien, indem er schwor, dass er unschuldig sei. Ritter Kahlbutz tat dies und wurde sofort freigesprochen.
Ritter Kahlbutz starb im Alter von 52 Jahren an einem Blutsturz und wurde in einem Doppelsarg in der Patronatsgruft beigesetzt. 1783 starb der letzte derer von Kahlbutz, was im Anschluss dazu führte, dass das Gut mehrfach den Eigentümer wechselte. Als 1794 die Kirche von Kampehl renoviert wurde, wollte man die Särge im Gruftanbau wie üblich beisetzen. Als die Särge geöffnet wurden, fiel auf, dass alle Leichen verwest waren außer der des Ritters Kahlbutz.
Legende[]
Der Volksmund fand schnell eine Erklärung für die Mumifizierung des Ritters Kahlbutz und sah darin Gottes gerechte Strafe für den Mord. Der Überlieferung nach soll Ritter Kahlbutz vor dem Gericht geschworen haben: "Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann wolle Gott, soll mein Leichnam nie verwesen."
Fragestellung[]
Mit der allem Anschein nach nicht einbalsamierten Leiche des Ritters wurden bereits zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, die klären sollten, warum der natürliche Verwesungsprozess speziell bei dieser Leiche nicht einsetzte. Sowohl Rudolf Virchow als auch Ferdinand Sauerbruch beschäftigten sich mit der Leiche des Ritters und auch die Berliner Charité untersuchte in den 1980er Jahren Ritter Kahlbutz erfolglos. Warum Kahlbutz bis heute nicht verwest ist, bleibt weiterhin ungeklärt. Dennoch gibt es einige wenige Fälle, bei denen der natürliche Verwesungsprozess ähnlich aussetzte.
Natürliche Mumifizierung[]
Der natürliche Verwesungsprozess einer Leiche kann durch einige Umstände aufgehalten oder verzögert werden, wodurch die Leiche austrocknet und "verledert"; sprich: sie wird somit zur Mumie. In erster Linie sind bei einem solchen natürlichen Mumifizierungsprozess die Luft- sowie die Bodenbeschaffenheit zu beobachten. Absolute Trockenheit, leichte Radioaktivität oder bestimmte "Ausdünstungen des Bodens" (zum Beispiel Säure oder Salze) können hier förderlich wirken, ebenso wie hermetisch abgeschlossene Särge oder ständig bewegte sehr trockene Luft. Ebenso kann die konstante Einnahme giftiger Medikamente zu Lebzeiten - in sehr kleinen für den Patienten unschädlichen Mengen - eine natürliche Mumifizierung begünstigen. Zahlreiche solcher Gifte und Wirkstoffe sind im Nachhinein kaum noch nachweisbar, da sich viele Fettstoffe einer Mumie im Laufe der Zeit verändern oder verflüchtigen.
Heutiger Forschungsstand[]
Heute wird angenommen, dass Ritter Kahlbutz an einer Krankheit litt, die eine starke Abzehrung seines Leibes verursachte. Dafür in Frage kommen vor allem Krebs, Muskelschwund oder TBC. Für TBC als Krankheit von Kahlbutz sprechen einige Tatsachen, die überliefert wurden und die das Krankheitsbild bestätigen. Laut Überlieferung soll Ritter Kahlbutz im "eigenen Blut erstickt sein". Dies deutet stark darauf hin, dass Kahlbutz kurz vor seinem Tode einen Blutsturz hatte, wie er in Folge schwerer Lungenkrankheiten (Lungenkrebs oder TBC) auftreten kann. Kahlbutz wurde daraufhin in einem Eichendoppelsarg beigesetzt. Die bereits begonnene Verwesung der Leiche wurde daraufhin durch den hermetisch abgeschlossenen Sarg, seine eigenen Ausdünstungen sowie den mangelnden Nährboden der extrem abgemagerten Leiche unterbunden. Durch die Bauweise der Gruft und des Sarges konnten große Mengen Luft am Leichnam vorbeistreichen, genügend Wasser von diesem wegtransportieren und der Leichnam dadurch austrocknen. Dies führte letztlich zur natürlichen Mumifizierung durch "Verlederung". Darüber hinaus gelangten durch die trockene Umgebung und der Bauweise des Sarges kaum Käfer zum Leichnam, die somit diesen nicht weiter zersetzen konnten.