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Evangelikale[]

Viele Menschen verbinden mit dem Wort "Evangelikal" die Evangelische Kirche. Es handelt sich dabei aber um eigenständige Gemeinden und Gruppen, deren oberste Richtschnur die Hl. Schrift, ein ausgeprägtes Missionierungsdenken und die Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi ist.

Geschichte[]

Im 19. Jahrhundert entwickelt sich als Gegenbewegung zum theologischen Liberalismus ein konservativer Fundamentalismus. Die Konservativen beschuldigen die Liberalen, christliches Glaubensgut über Bord zu werfen, und beharren auf bestimmte Grundlehren, die sie aus der Bibel ableiten und im Jahr 1895 in den sogenannten "Fundamentals", einer Aufsatzreihe, sammeln. Das sind die "Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift", die "Gottheit Jesu", "Jungfrauengeburt", "Stellvertretendes Sühneopfer, "Leibliche Auferstehung der Gläubigen" und "Wiederkunft Jesu". In der Folge lösen sich einzelne Bewegungen von den evangelischen Kirchen ab, und auch der Fundamentalismus verliert in den protestantischen Gemeinden an Einfluss. Neben den Evangelisations- und Missionsbewegungen gelten aber auch der deutsche Pietismus (eine vielschichtige Bewegung zur Erneuerung der Staatskirchen nach dem Vorbild der frühen christlichen Gemeinden), der Methodismus (eine vom anglikanischen Geistlichen John Wesley, 1703-1791, gegründete Erneuerungsbewegung, die sich der evangelischen Tradition verpflichtet weiß und in den neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika zur eigenen Kirche wird), die Heilsarmee sowie die (nordamerikanischen) Heiligungs- und Pfingstbewegungen als Vorläufer der Evangelikalen Bewegung.

Organisation[]

Weltweit werden 150 Millionen Christen zur Evangelikalen Bewegung gezählt. Für das Zusammengehörigkeitsgefühl sorgen prägende Persönlichkeiten wie Billy Graham, Jimmy Carter oder Bill Bright (Gründer von Campus für Christus‘, einer internationalen überkonfessionellen Missionsbewegung, die die Aktion "Neues Leben", die "Frauenfrühstücke" und die Schulungskonferenzen "Explo" anbietet), Zeitschriften und theologische Schulungsangebote (Gordon-Conwell, Wheaton College) sowie eine Reihe von kirchenähnlichen Organisationen für bestimmte Berufs- und Interessensgruppen (Schüler, Studenten, Medienfachleute, Geschäftsleute, Naturwissenschaftler, Psychologen, etc.). Am besten organisiert ist die Evangelikale Bewegung in den USA. 1942 kommt es dort zur Gründung der "National Association of Evangelicals". In Europa entwickelt sich die "Evangelical Alliance". Weltweit werden die "World Evangelical Fellowship" und das "Lausanner Komitee für Weltevangelisation"(1974), das den von Billy Graham im Jahr 1966 in Berlin organisierten Weltevangelisationskongress fortsetzt, ins Leben gerufen. Der zweite Kongress findet 1989 in Manila statt, wo es zu Konflikten zwischen Pfingstlern und charismatischen Evangelikalen kommt. Trotzdem bildet die Evangelikale Bewegung eine relative Geschlossenheit. Die evangelikalen Hauskreise fühlen sich einer Landes- oder Freikirche zugehörig. Sie können sowohl konfessionell einheitlich sein, als auch verschiedenen Konfessionen angehören.

Evangelical Alliance[]

1846 wird die "Evangelical Alliance" als Christenbund zur Abwehr des Papsttums und der "protestantischen Irrtümer" gegründet. Sie überbrückt mit ihrer starken Betonung des persönlichen Glaubens und Glaubensvollzugs konfessionelle Grenzen und wird zur wichtigen Trägerin des evangelikalen Protestantismus. Dieser lässt sich in vier große Hauptrichtungen unterteilen: in einen klassischen, einen fundamentalistischen, einen pfingstlich-charismatischen und einen sozial-engagierten Idealtyp. Heute erlebt vor allem der pfingstlich-charismatische Evangelikalismus weltweit einen großen Aufschwung. Die Evangelische Allianz ist eine Vereinigung von Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden. In Österreich versteht sie sich – im Unterschied zu anderen Ländern - als Vereinigung von Einzelpersonen und nicht von Gemeinden. Die österreichische Evangelische Allianz ist Mitglieder ihrer europäischen Dachorganisation EEA und der World Evangelical Fellowship und hat ihren Sitz in Linz. Sie gibt die Monatszeitschrift "Allianz-Spiegel" heraus, die jedes Mitglied erhält.

Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden Österreichs

Diese ist ein lockerer Zusammenschluss evangelikaler Freikirchen aus verschiedenen Bünden und Denominationen. Sie veranstaltet für ihre Mitglieder Konferenzen und betreibt ein Ausbildungsprogramm (BAO, Biblische Ausbildung am Ort). Auf regionaler Ebene werden Gottesdienste für die Gemeinden angeboten. Ein wesentliches Ziel der Arge EGÖ ist es, ein gemeinsames Sprachrohr der Evangelikalen gegenüber der Öffentlichkeit zu sein.

Merkmale[]

Die evangelikale Theologie hat mehrere Besonderheiten. Eine davon ist die starke Betonung der Verlorenheit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Das führt zu einer besonderen Frömmigkeit der Bekehrten. Ein weiteres Charakteristikum ist die Polemik gegen die historisch-kritische Bibelwissenschaft, gegen die Ökumene, gegen Ämter, Sakramente und kirchliche Strukturen sowie gegen Evolutionismus und Soziologisierung. Massiv wird auch gegen die Bedrohung ethischer Werte etwa im Zusammenhang mit Abtreibung oder Pornografie aufgetreten. Nachdrücklich wird das Evangelium nicht nur Nichtchristen, sondern auch getauften Angehörigen christlicher Kirchen verkündet, zumal diese als noch nicht "bekehrt" gelten.

Bibelverständnis, Heilsaneignung und Sakramente[]

Evangelikale pflegen einen anderen Umgang mit der Bibel als es Christen heute gewohnt sind, weil sie biblische Texte auch dort, wo sie historische, biologische oder geographische Daten zum Inhalt haben, für unfehlbar halten, was letztlich dazu führt, dass Evangelikale die Wissenschaften der Lüge bezichtigen.

Da es aber zwischen den einzelnen Evangelientexten auch Unterschiede gibt, wird eine "Harmonisierung" herbeigeführt. So stellt z. B. der Evangelist Johannes die Tempelreinigung an den Beginn des Wirkens Jesu, während diese Szene bei den Synoptikern am Ende der Lehrtätigkeit Jesu vorkommt. Konservativ-Evangelikale lösen dieses Dilemma, indem sie von zwei Tempelreinigungen sprechen. Auch die Himmelfahrt, die nach Lukas (24,51) am Tag der Auferstehung geschieht, nach der Apostelgeschichte (1) erst vierzig Tage später, wird als zweimaliges Ereignis interpretiert.

Für die Bibelwissenschaft ist die Entstehung der Hl. Schrift ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Konservativ-evangelikale Theologen schließen jedoch jede aktive Rolle der Tradition beim Werden der Bibel aus. Billy Graham, einer der bedeutendsten Vertreter der Evangelikalen Bewegung, betont, dass Gott allein im Alten Testament rund dreitausend Mal spricht. Allein davon könne abgeleitet werden, dass die Bibel wortwörtlich zu akzeptieren sei.

Textkritik ist nur insofern erlaubt, als man zugibt, dass es im Laufe der Jahrhunderte zu kleinen Abschreibfehlern der Bibeltexte gekommen sei, die man auch korrigieren dürfe.

Diese Sichtweise der Bibel führt auch zur Naherwartung der Wiederkehr Christi, obwohl die Erklärungen zur Endzeit innerhalb der Evangelikalen Bewegung differieren.

Nach evangelikaler Überzeugung ist der Kreuzestod Jesu als "Sühneopfer" zwar für alle Menschen geschehen, ohne dass daraus jedoch ein Heilsuniversalismus abgeleitet werden könne. Erlösung geschieht nur auf Grund eines von Gott gewirkten persönlichen Glaubens.

Zentrales Anliegen evangelikaler Predigt ist die Heilsaneignung, die Jesus Christus den Menschen durch seinen Tod ermöglicht hat. Die Sünde ist die tiefste Ursache für alles Böse in der Welt, sie ist der unüberwindliche Bruch zwischen Gott und den Menschen. Deshalb muss das Sündenbekenntnis vor Gott erfolgen. Es kann allerdings aus seelsorglichen Gründen auch stellvertretend vor einem anderen Christen vollzogen werden. Der Sündenerkenntnis folgt die Buße, die der Aufruf Gottes zur Umkehr ist. In dieser "Bekehrung" vollzieht sich Rechtfertigung. Gott erklärt den Sünder in seinen, Gottes Augen als gerecht. Hier beziehen sich Evangelikale auf das Schriftwort von der "neuen Schöpfung" (2 Kor 5,17). Diese Schriftstelle kommt deshalb in der evangelikalen Verkündigung sehr oft vor.

Als Hilfen werden tägliche Schriftlesung und persönliches Gebet empfohlen. Auswendiglernen von Bibeltexten gilt als Kommunikationsmittel mit Gott und als eine gute Methode im Glaubenskampf.

Die Überzeugung vom "Priestertum aller Gläubigen" wird massiv vertreten. Nicht eine wissenschaftliche Ausbildung oder Weihe zählen bei der "Darstellung des wahren Evangeliums", sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus, die persönliche Erfahrung des Hl. Geistes und eine gute Bibelkenntnis.

"Evangelisieren", auch "predigen" oder "verkünden" bzw. "missionieren" genannt, ist nicht an ein Lehramt gebunden und bezieht sich auch nicht auf eine apostolische Sukzession, sondern geht von der Meinung aus, dass eine Gemeinschaft durch die Auslegung des Bibelwortes ausgerichtet ist.

Evangelikale sehen nur in der Taufe und im Abendmahl ein Sakrament. Die Taufe wird nur vereinzelt Kindern gespendet. In der Regel wird sie nur von Erwachsenen nach einer persönlichen Glaubensentscheidung empfangen. Die Feier des Abendmahls wird als eine wesentliche Aufgabe der Gemeinde gesehen, die Realpräsenz Christi wird jedoch – im lutherischen Sinn - nicht gesehen.

Anmerkungen[]

Evangelikale sehen in den ökumenischen Bemühungen eher die Gefahr der Verwässerung und können sich deshalb damit schwer identifizieren, wobei hier eine gewisse Aufweichung in der früher eher ablehnenden Haltung festgestellt werden kann. Es gibt auch Evangelikale, die sich in unterschiedlicher Form und Intensität in der ökumenischen Bewegung engagieren. Einige evangelikale Kirchen und Bünde sind auch Mitglied im Weltkirchenrat. Die meisten Evangelikalen glauben aber, dass die Einheit der Christenheit erst von Christus bei seiner Rückkehr als unbestrittener Herr und König wiederhergestellt werden kann.

Evangelikale setzen ihre Schwerpunkte auf alles Individuelle. Eine universelle Kirche spielt für sie eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist die lokale Gemeinde.

Die große Sicherheit, mit der Evangelikale von göttlicher Führung sprechen, und ihre spezielle Auffassung von der "Ganzübergabe" an Gott stellt einen gewissen Kontrast zum ökumenisch-christlichen Gottesbild eines in der biblischen Offenbarung bezeugten Gottes von unendlich wohlwollender und freigebender Größe dar.

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