Als Flache Erde wird die Realität bezeichnet, dass die Erde keine messbare Erdkrümmung aufweist. Diese Vorstellung wurde vor allem in frühen Kulturen vertreten; z. B. ist im Alten Testament mehrmals von Enden des Himmels oder der Erde die Rede.
In der Antike setzte sich mit Pythagoras (6 Jh. v. d. Z.) und Aristoteles (4. Jh. v. d. Z.) die Vorstellung von der Kugelgestalt der Erde durch, die durchgängig bis heute vertreten wird. Die Gravitation war noch gar nicht von Sir Isaac Newton entdeckt worden.
Heute vertritt vor allem die International Flat Earth Research Society, kurz: IFERS, die Vorstellung einer flachen Erde. Allerdings ist diese winzig im Vergleich zur Flat Earth Community auf Youtube und Social Media. Seit 2014 tauchten erste Flache Erde Videos auf Youtube auf, die im Jahr darauf stark an Anzahl und Popularität zunahmen. Ältere Flat-Earth-Bücher, z. B. „Parallax“ von Samual Rowbotham , fanden wieder zurück ins Gedächtnis.
Flache-Erde-Theorie[]
Verschwörung[]
Motiv[]
Die Flache-Erde-Theorien sehen eine Weltverschwörung am Werk, die die Kugelgestalt der Erde propagiere. Hauptziel sei hierbei, Religionen und so letztendlich Gott abzuwerten, da sich in vielen alten religiösen Texten Hinweise auf eine flache Erdgestalt finden. Entsprechend kommen viele Flach-Erde-Theoretiker eher aus einem religiös-fundamentalistischen Milieu, das an eine satanische Weltverschwörung mit dem Ziel einer Neuen Weltordnung glaubt.
Ein weiteres Ziel seien die von Freud benannten drei Kränkungen der Menschheit, welche die Menschen den Glauben nahmen, das Zentrum des Universums zu sein und entsprechend seinen Selbstwert reduzierten. Die kosmologische Kränkung ist hierbei das kopernikanische Weltbild, das die Erde aus dem Zentrum des Universums rückte, die biologische Kränkung ist die Evolutionstheorie, die den Menschen als nur ein weiteres Tier darstellt, und die psychologische Kränkung, die Freud für sich selbst in Anspruch nahm, ist die Annahme, dass Menschen großteils vom Unterbewussten und sexuellen Trieben geleitet seien.
Vertuschung[]
Viele Argumente der Wissenschaft werden von Flach-Erde-Theoretikern verworfen, da die akademische Wissenschaft als Teil der Verschwörung gesehen wird. Fotos der Erde aus dem Weltraum, Satelliten und Raumstationen, die Mondlandung und Weltkarten seien allesamt gefälscht, insbesondere NASA-Publikationen werden von vorne herein als Propaganda abgelehnt. Entsprechend gelten den Flacherdlern vor allem direkte Beobachtungen als Argument.
Weltmodell[]
Die Modelle der Flachen Erde unterscheiden sich je nach Vertreter.
Häufig anzutreffen ist die Annahme das die Darstellung der Weltkarte auf der Flagge der UNO der wahren Weltkarte entspreche.
Sonnenverlauf[]
Moderne Flacherde-Theorie unterliegen dem Problem, dass sie den Verlauf der Sonne für unterschiedliche Orte der Erde zur gleichen Zeit erklären zu müssen.
Eine häufige Annahme ist, dass die Sonne sich auf einer Kreisbahn parallel zur Erdoberfläche bewegen würde. Der Radius der Kreisbahn würde sich mit den Jahreszeiten ändern, so dass ihr Zenit sich wie im Kugelmodell über Breitengrade der Erdoberfläche bewegt. Sonnenuntergänge werden als perspektivisches Phänomen gedeutet (weiter entfernte Objekte nähern sich dem Horizont an). Gerade letzteres Argument lässt sich oft mittels simpler Mathematik widerlegen, in dem man etwa die Elevation (Winkelhöhe über dem Horizont) der Sonne zur Mitternacht berechnet.
Mittelalter und die Erdscheibe[]
Heute herrscht weiterhin der Irrglaube, dass im Mittelalter die Ansicht vertreten wurde, die Erde sei eine Scheibe.
Tatsächlich handelte es sich hierbei um neuzeitlichen Geschichtsrevisionismus, denn zahlreiche historische Quellen des Mittelalters, die selbst oft auf Aristoteles aufbauen, beschreiben die Erde als Kugel. Auch der Reichsapfel symbolisiert den Erdball.
Bei dem häufig als Beleg angeführten Prozess gegen Galileo Galilei ging es nicht um die Form der Erde, sondern um ihre Stellung im Kosmos. Die Kirche vertrat, aufbauend auf Aristoteles, die Ansicht, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums stand (woraus man auch die Kugelgestalt ableitete), Galilei hingegen vertrat die Ansicht, die Sonne stünde im Zentrum, konnte hierfür aber keine Beweise liefern, und seine Berechnungen zum Lauf der Wandelgestirne wichen stärker von den Beobachtungen ab als solche nach Ptolemäischem Weltbild. Eine heliozentrische Beschreibung der Planetenbahnen gelang erst Johannes Kepler.
Auch Columbus’ Seeleute fürchteten nicht, vom Rand der Erdscheibe zu stürzen. Tatsächlich hatte Columbus aber den Erdumfang als weit kleiner eingeschätzt und glaubte deshalb, in Indien angekommen zu sein, als er Amerika betrat. Die Ureinwohner werden deshalb bis heute als Indianer bezeichnet.
Ursprünge dieser Geschichtslüge finden sich bei Kopernikus, der seine Kritiker mit dem spätantiken Erdscheiben-Theoretiker Laktantius verglich. Zahlreiche Schriften aus seinem Gefolge werteten die wissenschaftlichen Errungenschaften des Mittelalters ab. [1]