Die Hohle Erde ist eine Annahme, nach der das Innere der Erde hohl sei. Die Idee einer hohlen Erde wurde durchaus in früheren Jahrhunderten auch von wissenschaftlicher Seite auf der Basis von Newtons Schalentheorem diskutiert (Edmond Halley, Leonhard Euler) und fand auch Verarbeitung in der Science-Fiction Literatur des 19. Jahrhundert (z.B. Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde"). In heutiger Zeit gilt sie allerdings insbesondere durch Erkenntnisse der Geologie als widerlegt. Einige stark Esoterik-gläubige Verschwörungstheoretiker, wie Jo Conrad oder Jan van Helsing, behaupten allerdings bis heute, dass die Erde hohl sei und dies vertuscht werde.
Physikalischer Hintergrund[]
Newtonsches Schalentheorem[]
Betrachtet man eine Massenverteilung, die nur vom Abstand zu einem Zentralpunkt abhängig ist (bei der also die Schalen um diesen Zentralpunkt je eine homogene Masse haben), so ergibt sich aus Berechnungen mit der klassischen Gravitationsformel das Newtonsche Schalentheorem.
Dieses enthält die wesentlichen Aussagen:
- Schalen, die weiter vom Zentrum entfernt sind, als eine Probemasse, wirken auf diese Probemasse keine Kraft, da sich die Anziehungskräfte aus allen Richtungen gegenseitig aufheben.
- Schalen, die näher am Zentrum sind, als die Probemasse, wirken auf die Probemasse eine Kraft, die genau so groß ist, als wäre die Gesamtmasse dieser Schalen im Zentralpunkt vereinigt.
Für jemanden auf einer Kugel mit einer solchen Massenverteilung ließe sich also, allein aus Betrachtung der Gravitation, keine Aussage darüber treffen, wie die Masse sich auf die Schalen unter ihm verteilt, sondern lediglich darüber, wie viel Masse diese beinhalten.
Innerhalb einer völlig leeren Kugel würde Schwerelosigkeit herrschen. Enthält diese Innenkugel allerdings ein Gas und/oder eine weiter Kugelschale, so würde eine geringere Schwerkraft zum Zentralpunkt wirken. In einer mit Gas gefüllten Kugel würde natürlich, weil die oberen Schalen nach unten drücken, ein entsprechend hoher Druck bestehen.
Gleichgewicht von Schwer- und Fliehkraft[]
Eine heutige, häufig wiederzufindende Argumentation für eine Hohle Erde, ist, dass die Erde in ihrer frühen Form flüssig und in Rotation befindlich gewesen sei. Hierbei seien zwei einander entgegenwirkende Kräfte aufgetreten. Einerseits die Gravitationskraft, welche die Masse der Erde zu ihrem Schwerpunkt zog und andererseits die Fliehkraft, welche alles vom der Rotationsachse weg drückte. Eine ähnliche Situation sei etwa eine mit Flüssigkeit gefüllte Tasse, welche beim Rühren der Flüssigkeit im Zentrum der Rotation einen Trichter bildet.
Das flüssige Material der Erde hätte sich also zu dem Punkt bewegt, wo sich Fliehkraft und Gravitationskraft gegenseitig aufhoben, sodass das Zentrum der Erde unausgefüllt blieb, als sich die Erde verfestigte.
In dieser Argumentation verstecken sich aber gravierende Fehler. So würde, wenn sich die Erdoberfläche an der Stelle befände, an der sich die Gravitationskraft mit der Fliehkraft aufhebe, auf der Erdoberfläche gar keine merkliche Kraft wirken. Der Punkt an dem sich Erdanziehung und Fliehkraft tatsächlich aufheben, wird heute als Umlaufbahn für geostationärer Satelliten genutzt.
Es bleibt also unklar, welche Kraft die Hohlkugel am Zusammenbrechen hindert.
Öffnungen an den Polen[]
Ausgehend davon, dass die hohle Erde von der Fliehkraft aufrecht erhalten wird, müsste dies dort nicht der Fall sein, wo die Fliehkraft besonders schwach ist, was in der Nähe der Rotationsachse der Fall ist. Es müssten sich also Löcher an den Polen bilden.
Da durch diverse menschliche Unternehmungen, wie Arktis- und Antarktis-Expeditionen, sogar permanenten Antarktis-Stützpunkten und Satelliten-Fotografien, das Vorhandensein von diesen Löchern nicht belegt wurde, muss ihre Existenz verworfen werden.
Einige, insbesondere esoterisch gesinnte, Kritiker hingegen führen als Ursache für das fehlen von Belegen eine allumfassende Weltverschwörung an, welche gezielt das Wissen um die hohle Erde unterdrücken würde.
Manche dieser Esoteriker erklären das Polarlicht damit, dass das Licht aus dem inneren der Erde durch die Löcher fallen würde und am Himmel reflektiert würde.
Satellitenaufnahmen[]
Als Argument für Polöffnungen werden Satellitenaufnahmen angeführt, welche an den Polen schwarze Flecken aufwiesen. Dies lässt sich aber damit erklären, dass die entsprechenden Bilder aus vielen Aufnahmen eines Satelliten zusammengesetzt werden und diese Satelliten, aufgrund der Natur ihrer Bahn und der Umdrehung der Erde, die Erde nur bis zu einem bestimmten Breitengrad abdecken können. Zwar sind Satellitenbahnen über die Pole möglich, allerdings wegen der dort erhöhten kosmischen Strahlung (welche das Polarlicht erzeugt) oft der Lebenszeit der Satellitentechnik abträglich und werden deshalb seltener gewählt.
Reisen durch die Polöffnungen[]
Als Belegt für die Polöffnungen der Erde werden angebliche Reiseberichte angeführt, welche von einer eisfreien Umgebung des Pols oder gar vom Zusammentreffen mit Innenweltbewohnern berichten. Polarexpeditionen, welche angeblich den Pol erreicht haben, werden in verschwörungstheoretischer Manier als Lügen dargestellt.
Sehr oft findet man einen angeblichen Bericht von Richard Evelyn Byrd, welcher als Oberbefehlshaber die militärische Forschungsexpedition Highjump begleitete und bei einem Flugzeugflug über die Antarktis angeblich die Innenwelt erreichte und mit den dortige Menschen zusammentraf. Den Rest seines Lebens musste Byrd angeblich auf Befehl der US-Regierung über dieses Erlebnis schweigen. Stilistisch erinnert Byrds angeblicher Bericht allerdings eher an eine romanhafte Erzählung, weshalb ihre Echtheit in Frage steht.
Ein anderer, angeblicher Bericht ist "The Smoky God", welcher von der Reise eines norwegischen Fischers namens Olaf Jansen durch die innere Welt mit ihrer fortgeschrittenen Zivilisation berichtet. Bei diesem Bericht soll es sich aber um einen 1908 veröffentlichten Roman von Willis George Emerson. Es ist ein typisches Merkmal vieler Romane, die von der Reise in ein utopisches Land berichten, das sie ihre Wahrheitsgehalt offen lassen. (vgl. "Utopia", "La città del Sole" oder Platos Atlantisbericht)
Vielen dieser Berichte ist gemein, dass sie gegen bekannte physikalische Gesetze verstoßen. So sollen die Erdinnenweltler auf der Innenseite der Schale leben, wobei sie die Anziehungskraft an der Erdkruste hält. Nach dem oben aufgeführten Newtonschem Schalentheorem ist dies aber nicht möglich, da sich die Anziehungskräfte der über ihnen liegenden Schale aufhebt und die Masse der unter ihnen liegenden Atmosphäre in den Kern fallen lassen müsste. Erdinnenweltler könnten entweder auf der Außenfläche einer in der Hohlkugel enthaltenen weiteren Kugel leben oder in ihrer dichteren Atmosphäre schwimmen/fliegen.
Erdbebenwellen[]
Mit heutiger Messtechnik ist es möglich Schwingungen von starken Erdbeben noch in größten Entfernungen zu messen. Anhand der Laufzeit der Erdbebenwellen lassen sich Vermutungen über den Aufbau des Erdinneren anstellen. So werden Erdbebenwellen nur von Gestein und Flüssigkeiten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit übertragen, nicht aber von Gasen, weshalb sie sich in einer Hohlkugel nur über die Kruste ausbreiten könnten und an deren Oberflächen reflektiert werden.
Religiöse Vorstellungen[]
In einigen Religionen finden sich Vorstellungen von einer Unterwelt, wie etwa dem griechischen Hades oder der christlichen Hölle.
Entgegen der Annahme, das es sich bei den beschriebenen Erzählungen um das innere der hohlen Erde handelt, spricht, das nach dem newtonschen Schalentheorem eine Hohlkugel in ihrem inneren ein konstantes Gravitationspotential schafft, was praktisch bedeutet, dass es im inneren einer Hohlkugel mit homogener Massenverteilung keine spürbare Schwerkraft gibt. Es ist zwar durchaus möglich, das durch Inhomogenität in der Massenverteilung und der Anziehungskraft des Mondes eine geringe Schwerkraft wirkt, aber diese wäre wesentlich kleiner als die auf der Erdoberfläche und wäre nicht zum 'Boden' gerichtet. Im Falle eines Zentralen Objekts, wie einer Innenweltsonne oder auch nur einer Atmosphäre, würde die Schwerkraft sogar zum Zentrum wirken.
Es wäre somit wesentlich wahrscheinlicher, dass eine Erzählungen von einer Unterwelt auf Höhlensysteme zurückgehen, als auf eine hohle Erde.
Verschwörungstheorien[]
Da die Annahme, dass die Welt eine hohle Kugel mit Löchern an den Polen ist, derartig im Widerspruch zu allen offiziell verbreiteten Wahrheiten steht, kann nur eine weltumspannende Verschwörung von gewaltigem Ausmaß an dieser Vertuschung beteiligt sein.
Eine stark esoterische Version der Geschichte schildert, den Konflikt zwischen den guten matriarchialen, Mond-orientierten Luminari und die bösen patriarchialen Sonnen-orientierten Illuminati, wobei die Luminari die Innenseite der Erde (Agartha) beherrschten und die Illuminati die Außenseite (Shambala). Nach dem Untergang von Atlantis hätte sich auf der Erdaußenseite die Bruderschaft der Schlange gebildet, welche sich in die Bruderschaft des gelben Drachen, welche den Luminari zugetan ist, und die Bruderschaft des roten Drachen, welche den Illuminati zugetan ist, spaltete. Später bildete sich die Bruderschaft des Adlers, welche den Konflikt der anderen beiden Bruderschaften zu ihren Gunsten nutzte. Derweilen sandten die Luminari auf der Innenseite immer wieder Agenten, wie den Graf von Saint Germain in die Oberwelt um sie langsam wieder in die richtige Richtung zu lenken. [1] Dies wurde in Deutschland etwa durch die auf DVD vertriebene Dokumentarfilmserie "Die Legende von Atlantis" von der "Akademie der Sterngeborenen" verbreitet (youtube).
Rechts-esoterische Verschwörungstheoretiker bringen oft die Expedition der Neuschwabenland mitsamt der Inbesitznahme eines Teils der Antarktis mit der Theorie der hohlen Erde in Verbindung. Angeblich hätte eine größere Gruppe von Nationalsozialisten bzw. von Reichsdeutschen einen Stützpunkt in der Antarktis bzw. der inneren Welt angelegt und würden dort seit dem Ende des zweiten Weltkriegs unbesiegt ausharren und gelegentlich mit Reichsflugscheiben als Dritte Macht in die Weltgeschichte eingreifen. Operation Highjump sei ein gescheiterter Angriff der USA gegen diesen Stützpunkt gewesen. Die Innenweltbewohner seien natürlich von einer überlegenen Rasse, welche dem nordisch/arischen Grundtypus entspricht, welche die Reichsdeutschen in ihren Bestrebungen unterstützte.
Hier ist insbesondere der chilenische Diplomat Miguel Serrano zu erwähnen, der behauptete, dass die Templer, die Rosenkreuzer, die Argonauten und sehr viele andere berühmte historische "verschwörer" insgeheim Befehle aus dem Erdinneren erhalten hätten. Die Letzten in dieser Reihe seien die Nationalsozialisten und die SS gewesen, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Neuschwabenland flohen. Am Tag der Apokalypse würde Hitler als Inkarnation des hinduistischen Gottes Kalki mit einer Flotte von Reichsflugscheiben aus der Antarktis wieder auftauchen und die Welt erobern.
Auch heute gibt es in der Esoterik vielfach die Vorstellung von einer Stadt namens Agartha, welche im Erdkern bzw. unterirdisch liegen soll. Esoterische Spekulationen vermuten z.T. eine Sonne im Zentrum der hohlen Erde.
In 2017 wurde ein Buch namens "The Marvellious Adventures of Little Baron Trump" wieder entdeckt, was im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, und was beschreibt, wie ein Junge, der zufälligerweise genau so heißt, wie ein Sohn von Donald Trump, unter Anweisung eines Herrschers namens "Don" in die hohle Erde eindringt. Es entstanden einige nicht ganz ernst gemeinte Verschwörungstheorien, dass dieses Buch von einem Zeitreisenden geschrieben worden sei. (Insbesondere, da auch der selbe Autor auch ein Buch über einen zukünftigen Präsidenten schrieb, der zufälligerweise in der selben Straße wohnt, wo der Trump Tower steht. ) Einige Leute von der Alt Right kombinierten diese Verschwörungstheorien auch mit Ideen des esoterischen Hitlerismus und behaupteten, Trump hätte sich mit Adolf Hitler getroffen, der momentan in der Hohlwelt wohnen würde.
Weblinks[]
- Hoaxilla: Hohle Erde
- Psiram: Hohlerde