Die Loge des Nordens ist ein fikitiver Geheimbund in de Sades 1796 erschienem Roman Juliette, welcher in Schweden gegen den "Despoten" Gustav III. opponiert.
Zusammenfassung[]
Borchamps berichtet von seiner Einweihung in den Bund, nachdem er selbst diesem seine eigene lasterhafe Denkungsart offenbart hat, auf die Frage, warum er Despoten hasse, antwortet Borchamps etwa: "Aus Neid und verletztem Stolz, beherrscht zu werden und aus dem Wunsch, selbst zu herrschen".
Der Senator Braahe berichtet Borchamps, das der Geheimbund vom ungerecht verurteilten Templer-Großmeister Jacques de Molay selbst aus der Bastille heraus eingerichtet wurde und Rache für dessen Tod nehmen würde (Anmerkung: Die Bastille wurde erst nach dem Tod Molays erbaut). Daraufhin soll Borchamps folgendendes Schwören:
- Ich schwöre, alle Könige der Erde zu vernichten, ewigen Krieg der katholischen Religion und dem Papst, die Freiheit den Völkern zu predigen und eine allgemeine Republik zu gründen."
Ein nackter, sechzenjähriger Junge erscheint den Borchamps, als Opfer, mit einem Messer das Herz durchbort und dessen Blut in einer goldenen Schale aufgefangen und von den Versammlungsteilnehmern getrunken wird. Danach berichtet Braahe Borchamps:
- Die Loge des Nordens, deren Häupter wir sind, hat in Stockholm zahlreiche Anhänger, aber die einfachen Maurer kennen weder unsere Sitten, noch unsere Geheimnisse und verlassen sich ganz auf uns. Unsere Absicht geht dahin, den Thron Schwedens wie alle anderen Throne zu stürzen. Wir beschränken uns auf unser Vaterland. Wenn wir aber dann zur Regierung kommen, so werden wir eine Tyrannei ohnegleichen errichten, niemals wird das Volk in größerer Dunkelheit gehalten werden, Ströme des Blutes werden fließen, jeder freie Gedanke, jegliche Bildung wird mit Gewalt unterdrückt. Du, Borchamps [...] wirst über die Armeen kommandieren, besonders aber über die Räuberbanden kommandieren, welche Schweden mit Mord und Brand durchziehen sollen."
Nach einem weitern Schwur Borchamps berichtet Braahe weiter:
- "[...]wir stehlen und morden auf den Straßen, vergiften Brunnen und Bäche, und verüben alle diese Greuel nur, um dem Volk die jetzige Regierung verhaßt zu machen. [...]" (siehe Falsche Flagge)
Die Handlung endet danach, wie bei de Sade üblich, in mehreren Orgien, welchen auch das Leben von sechs nackten Dienern zum Opfer fällt. Borchamps berichtet darauf von einem solchen Ausflug, welchem man in der Zeitung der Regierung in die Schuhe schob.
Nachdem Borchamps aber festellt das "die Revolution der Senatoren eine tote Sache sei", schlägt er sich auf die "Stärkere" Seite und verrät die Verschwörung an den König. Später zeigt sich Borchamps aber vom König enttäuscht, weil dieser die Verschwörung unblutig beendet und nicht der Tyrann ist, für den er ihn gehalten hat.
Quelle: Juliette oder die Vorteile des Lasters ISBN 9783548268613
Hintergrund[]
De Sade greift in dieser Passage auf Verschwörungstheorien seiner Zeit zurück, welche etwa durch den Jesuiten Abbe Augustin Barruel verbreitet wurden, nach denen die Französische Revolution das Resultat einer freimaurerischen Verschwörung gegen Thron und Altar sei, welche bis auf die Templer und den Fluch des de Molay zurückginge.
Darüber hinaus wurde Gustav III. von Schweden 1792 tatsächlich Opfer einer Verschwörung des Adels.