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Datei:Hermann Ehrhardt (1920).jpg

Hermann Ehrhardt, "Consul"

Die Organisation Consul (O. C.) war eine nationalistische, paramilitärische Geheimorganisation während der Weimarer Republik. Sie war als Geheimgesellschaft organisiert und versuchte, durch politische Morde das demokratische System der jungen Republik zu erschüttern und die Ergebnisse des 1. Weltkriegs, insbesondere den Vertrag von Versailles, zu revidieren.

Geschichte[]

Vorgeschichte[]

Nach dem Scheitern des Kapp-Lüttwitz-Putsches und der Auflösung der Marine-Brigade Ehrhardt, 1920, versuchte man die kampferfahrenen Offiziere für einen Rechts-Putsch zusammenzuhalten.

Ein Teil der Brigade wurde direkt als Marinestammdivision Nordsee übernommen. Desweiteren gab es neben den "Vereinigung ehemaliger Sturmsoldaten", unter dem Ehrhardt-Vertrauten Manfred von Killinger, und dem "Bund ehemaliger Ehrhardt-Offiziere", unter dem Vorsitz Alfred Hoffmanns zahlreiche sogenannte Arbeitsgemeinschaften, für die die O.C. als Kernorganisation fungierte.

Besonder günstigen Boden fanden diese Organisationen in der "Ordnungszelle" Bayern, im speziellen München war nach der Niederschlagung der Räterepublik ein Mekka der politischen Rechten.

Entstehung[]

Am 1.November 1920 wurde über einen Münchener Kaufmann eine Wohnung in der Trautenwolfstraße 8 angemietet, welche die Zentrale der Organisation wurde. Am 10. Dezember wurde die "Bayrische Holz-Verwertungs-Gesellschaft m.b.H." gegründet, dieser Tarnname war unter anderm günstig da im Winter viele der Arbeitsgemeinschaften, die der Organisation unterstanden, in der Bereitung von Stockholz tätig waren. Intern nannte sich der Wehrverband zunächst noch "Früheres Freikorp Ehrhard".

Manfred von Killinger trat im Januar 1921 in die Zentrale der Organisation ein. Ihm wurde die Millitärische Leitung unterstellt, woraufhin er eine Unterabteilung aufbaute, die sich mit Mobilmachungsvorbereitungen, Alarmierung, Einberufung von erfassten Freiwilliger und der Einsatzbereitschaft für den Ernstfall befasste.

Oberschlesien[]

Dieser Ernstfall sollte bald stattfinden, mit dem eindeutigen Ergebnis der Volksabstimmung über den Verbleib von Oberschlesien am 2. Mai 1921, kam es zu einem Einfall polnischer Aufständischer die bald bis an die Oder drangen. Zahlreiche Freiwillige aus Deutschland meldeten sich um die Kräfte des Oberschlesischen Selbstschutzes aufzufüllen. Von 2 Männern der Brigade Ehrhard wurde in Breslau die "Sturmkompanie Koppe" gegründet, welche nördlich von Annaberg kämpfte. Killinger, der zuvor über die Stellungen der Truppen mit dem Selbstschutz verhandelt hatte, übernahm ab Mitte Mai die 200 Mann starke Kompanie, welche zum Zeichen der Zugehörigkeit zu Ehrhardt ein Wiking-Emblem am Ärmel trug.

Als anfang Juni ein Waffenstillstand geschlossen wurde, endete der Einsatz des Freikorps. Eine Möglichkeit auch der innenpolitische Wende bot sich nicht, dennoch stärkte der Einsatz die O.C. und führte ihr ständig, durch die Angst vor einem weitern Polenaufstand, neue Mitglieder zu.

Mit dem Oberschlesischen Selbstschutz wurde von Killinger die Aufstellung eines aus nahezu 2000 Mann bestehenden Regiments Süd vereinbart, welche im Bedarfsfall zu stärke einer ganzen Division ausgebaut werden sollte. Jede Ortsgruppe der Organisation hätte bei einer Mobilmachung 25 Männer stellen sollen, die innerhalb von 3 Tagen sich in Oberschlesien treffen sollten. Bewaffnung, Bekleidung und Unterhalt wären vom Selbstschutz gestellt worden. Später sollten Killinger vom Heimatschutz Schlesien 300000 Mark, für Verpflegungs und Marschgeld, auf ein schlesisches Bankkonto erhalten, da stand dieser aber schon unter Mordverdacht.

Organisation Consul[]

Mit dem Zufluss neuen Mitglieder versuchte man die Führung der Organisation zu verschleiern und gab sich den Namen Organisation "Consul" (O.C.) nach einem Decknamen von Ehrhardt. Mit der Zeitschrift Wiking gab sich die Organisation ein betont offenes Außenbild.

Es wurden Kontakte zu anderen Freikorps geknüpft, welche sich im Falle eines vierten Polenaufstandes der O.C. anschließen sollten. In Wien entstand eine eigene Organisation um selbiges auch in Österreich zu betreiben.

Dieses Wachstum führte im Sommer 1921 zu einem Ausbau der inneren Organisationsstruktur. Der Münchener Stab wurde über viele Büroadressen verteilt, in der Zentrale waren etwa 30 Offiziere tätig. Alfred Hoffmann verfügte über die militärische Befehlsgewalt und wurde als Stellvertreter Ehrhardts angesehen. Die Organisation wurde in Abteilungen gegliedert.

Fememorde[]

Am 24. Juni 1922 ermordeten Angehörige der O. C. den deutschen Außenminister Walther Rathenau.

Auch in den Fällen der Morde an Carl Gareis, Fraktionvorsitzender der USPD in Bayern am 9. Juni 1921 und an Matthias Erzberger (1921) sowie dem Mordversuch an Philipp Scheidemann 1922 gab es Verbindungen zur O. C. Fritz Elsas schreibt in seinem Tagebuch:

Der Mord an Walther Rathenau, dem ich an sich fremd und kühl gegenüberstand, hat mich aufs tiefste erregt. Es war die Saat, die Helfferich und seine Freunde gesät hatten, die da aufging. Rathenau, so schrieb ich am 25. Juni in mein Tagebuch, mußte sterben, weil er Jude war. Soweit war die geradezu blödsinnige Verhetzung der Rechtskreise gediehen, in diesem "christlichen" Volk, daß der Staat gezwungen war, ohnmächtig zuzusehen, wie einer seiner besten Köpfe wie ein Hund abgeschossen wurde. Was ich immer als politische Notwendigkeit seit Jahr und Tag gefordert hatte, war jetzt offenkundig staatspolitische Notwendigkeit: die völlige Neugestaltung der inneren Verwaltung - im weitesten Sinn des Wortes. Solange überall die "Alten" den Geist der Demokratie sabotierten, so lange erschien mir jeglicher Versuch zur Schaffung eines neuen Deutschlands aussichtslos und zum Scheitern verurteilt.

Bei den Untersuchungen im Mordfall Matthias Erzberger wurde der Sitz der O. C. ausgehoben. Auf der Grundlage des am 21. Juli 1922 erlassenen Republikschutzgesetzes wurde die O. C. verboten.

Als Nachfolgeorganisation wurde der Bund Wiking gegründet.

Aufdeckung[]

Zeitung: Der Kampf[]

Die Existenz der Organisation wurde im Januar 1921 in der Zeitung "Der Kampf" das erste mal Öffentlich. Unter der Überschrift "Die Holzhacker der Brigade Ehrhardt" wurden Strohmanngeschäfte mit einem bayrischen Holzhändler aufgedeckt, die "Marine-Arbeitsgemeinschaften" angeprangert und gewarnt "Der eigentliche Zweck der Marine-Arbeitsgemeinschaft und des Vertrages mit dem Holzhändler ist natürlich der, die Ehrhardtleute [...] für den Zwecke des Rechtsputsches zusammenzuhalten".

Dieser Artikel blieb allerdings ohne Folgen für die Organisation, wohl auch deswegen da in der Ordungszelle Bayern viele rechte Straftäter einfach nicht belangt wurden.

Mitglieder[]

Aufgrund ihrer Herkunft, war die O. C. eine militärisch organisierte Kadergruppe, deren Mitglieder sich zum größten Teil aus Offizieren des ehemaligen Reichswehr-Heeres und der Freikorps rekrutierten.

Ihr Altersdurchschnitt lag zwischen 20 und 30 Jahren. Ihre Motivation nährte sich aus einem antibürgerlichen Affekt und aus einem extremen Nationalismus. Eines der bekanntesten Mitglieder der Organisation Consul war der spätere Schriftsteller Ernst von Salomon. Die O.C. verfügte über Verbindungsleute im gesamten Reich und konnte aus einem geschätzten Personalstamm von ca. 5000 Mann schöpfen, um ihre Mordkommandos zusammen zu stellen.

Struktur[]

Die Organisation Consul bildete vor allem die Kernorganisation, welche von München aus wirkte und unterhielt illegale Waffenlager. Über die O. C. betreute Ehrhardt ein ganzes Netzwerk weiterer paramilitärischer Vereinigungen.

Abteilungen[]

Abteilung A[]

Abteilung A wurde von Stabschef Hoffmann selbst geleitet, unterhielt eine Nachrichtensammelstelle und wahrte die politische Verbindung zu anderen rechtsgerichteten Organisationen.

Abteilung B[]

Abteilung B unterstand Killinger und war auch für den Kontakt zu anderen Wehrverbänden zuständig. Sie sollte die gesammelten Informationen an Vertrauensleute im Reich weiterreichen.

Abteilung C[]

Die Abteilung C diente als Presse Abteilung. Sie gab den Wiking heraus, sammelte Zeitungsnachrichten und versuchte auf die Presse Einfluß zu nehmen.

Von Zeit zu Zeit gab sie verbindliche Richtlinien für die Gefolgsleute der Organisation raus.

Abteilung Z[]

Die Abteilung Z war für Finanzen und Verwaltung der Organisation zuständig. Aus einem ihr zu verfügung stehenden Fond wurden die Gehalts-, Reise- und Materialkosten getragen.

Arbeitsgemeinschaften[]

Die Arbeitsgemeinschaften, welche aus 35 bis 120 Männern bestanden, waren insbesondere in der Landarbeit, insbesondere Moorkultivierung und Holzrodung, tätigt. Diese Vereinigungen litten unter einer schlechten Wirtschaftlichen Lage, waren meist von der Zentrale der in München gegründeten O.C. abgeschnitten und warteten meist sehnsüchtig auf den kommenden Rechtsputsch.

Der spätere Ehrhardt-Adjutant Hartmut Plaas vermerkte in seinem Tagebuch:

"Man sitzt im Dunkeln und kommt immer ins Knobeln, und um weiterzumachen, muß man die Augen schließen und blind hoffen. Nie bekommt man einen Einblick; das war immer so. Ehrhardt läßt uns nur bis zu einem gewissen Punkt schauen, ins Letzte bekommen wir nie Einblick. Man opfert sich und weiß nicht, wie lange noch und ob mit Grund"

Dies führte zum Abspringen einiger Männer.

Marine[]

Neben der Schiffstammdivision Nordsee, gab es auch bei der Küstenwehrabteilung 6 in Borkum, Emden und Wilhelmshaven, sowie an der Marineschule Mürwik bei Flensburg Ortsgruppen von je 50 Mann der O.C..

Auch hier erwartete man den Putsch sehnsüchtig, doch war man sehr desillosioniert nachdem die Führung sie nicht zur Bekämpfung des polnischen Aufstands in Oberschlesien schickte.

Der Korvettenkapitän Paul Weber notierte in seinen Tätikeitsbericht am 9.5.1921:

"Mannschaften: Stimmung ziemlich gereizt. Wenn nach O.S. [Oberschlesien] gerufen wird, wird eine ziemliche Menge einfach abhauen"

Mit dem starken Anwachsen der Struktur der O.C. in Bayern ergab sich für diesen Truppenteil im Falle eines Putsches ein erheblicher taktischer Nachteil, da es als schwierig erschien diese Einheiten nach Bayern zu bringen oder sich mit ihnen in Mitteldeutschland zu vereinigen. So verlor die Marine auch zunehmend an Bedeutung.

Im Frühsommer 1921 löste sich die Borkumer und Wilhelmshavner Ortsgruppe auf nachdem ein Großteil der Marineoffiziere gegangen waren.

Nachwirkung[]

Im Dritten Reich wurden die Mitglieder der O. C. als "Helden des nationalen Widerstandes" gefeiert.

Gleichzeitig gehörte einer der Helfer des O. C. zum militärischen Widerstand des Jahres 1938 wie einige andere Freikorpsmitglieder auch. Friedrich Wilhelm Heinz versuchte während des Prozesses gegen die Rathenau-Attentäter einen geständigen Mittäter zu vergiften. 1938 war vorgesehen, dass er bei einem geplanten Putsch Hitler verhaften und wenn nötig töten sollte. In der Bundesrepublik Deutschland war er dann einer der ersten Leiter des MAD.

Organisation zum Schutz der Republik?[]

Einer der Mittäter am Rathenaumord war Ernst von Salomon. Dieser verwies in seinem nach 1945 erschienenen autobiographischen Werk "Der Fragebogen" darauf, die O. C. sei eine mit Billigung der Reichswehr geschaffene Tarnorganisation, deren einziger Zweck der Aufbau einer - nach dem Verseiller Vertrag verbotenen - Spionageabwehr gewesen sei.

Am Ende dieses Prozesses habe schließlich die Abwehr des Admirals Canaris gestanden.

Dem gegenübersteht allerdings dass es in der Organisation allgemein verbreitet war, das man einen Linksputsch provozieren wollte um mit einem von der Reichswehr gestützen Rechtsputsch zu antworten, welcher das Ende des "Systems Weimar" bedeutet hätte.

siehe auch[]


Fememorde in der Weimarer Republik

Rosa Luxemburg
Karl Liebknecht
Karl Gareis
Matthias Erzberger
Philipp Scheidemann
Walther Rathenau
Maximilian Harden


Dolchstoßlegende
Erich Ludendorff
Thule-Gesellschaft


Brigade Ehrhardt | Organisation Consul | Bund Wiking


Germanenorden | Thule-Gesellschaft | Thule-Orden | Vril-Gesellschaft | Ahnenerbe


Neutempler-Orden | Guido-von-List-Gesellschaft | Armanen-Orden


SS | Odessa


Tannenbergbund | Deutschvolk | Bund für Deutsche Gotterkenntnis


Literatur[]

  • Ernst von Salomon: Die Geächteten. Rowohlt 1930
  • Ernst von Salomon: Der Fragebogen. Rowohlt 1951
  • Hagen Schulze: Weimar, Deutschland 1917-1933. Band 12 der Reihe Die Deutschen und ihre Nation. Siedler Verlag, 1982, ISBN 3-88680-050-4
  • Martin Sabrow: Der Rathenaumord, Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, München (Oldenbourg) 1994 - die ausführliche Fassung von:
  • Martin Sabrow: Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die neue deutsche Gegenrevolution, Frankfurt a.M (Fischer TB) 1998

Weblinks[]

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