P-26 war eine illegale Geheimarmee der Schweiz, die einen Teil des europaweiten Netzwerks Gladio von NATO und CIA bildete.
Während des Kalten Krieges befürchteten in den meisten westeuropäischen Staaten vor allem bürgerliche Parteien und Organisationen die Übernahme der Regierungsmacht durch kommunistische oder andere linksgerichtete Kräfte. Dies führte zur illegalen Bildung von Geheimarmeen unter Befehlsgewalt der NATO in fast allen westeuropäischen Ländern, siehe Gladio.
In der Schweiz wurde deshalb die Organisation P-26 (Projekt 26) gegründet. Ihre Aufgabe sollte es sein, sowohl bei einer demokratischen Machtübernahme von klar links stehenden Kräften wie auch bei einer militärischen Besetzung den bewaffneten Widerstandskampf aus dem Untergrund zu führen.
Die P-26 wurde ohne Wissen des Parlaments gegründet, jedoch vor allem mit staatlichen Mitteln finanziert. Die Schweizer Öffentlichkeit reagierte empört, als bekannt wurde, dass illegal Waffendepots angelegt und Personen für den Guerillakampf ausgebildet worden waren.
Die Existenz der P-26 wurde in der Folge der Fichenaffäre bekannt. Die parlamentarische Untersuchungskommission PUK-EMD deckte die Existenz der P-26 Ende 1990 auf. Der Oberstleutnant Herbert Alboth, Mitglied der P-26, kündigte vor der parlamentarischen Untersuchungskommission an, dass er alle seine Unterlagen und Informationen über die P-26 übergeben wolle. Kurz vor seiner Aussage wurde er ermordet in seiner Berner Wohnung gefunden, erstochen mit seinem eigenen Armee-Bajonett. Der offizielle Untersuchungsbericht (Cornu-Bericht) wurde nur in gekürzter Fassung veröffentlicht. Die komplette Version ist bis heute geheim, weil die Veröffentlichung "die guten Beziehungen der Schweiz zu anderen Staaten gefährden würde". Im März 2005 stellte der Schweizer Nationalrat Josef Lang einen Antrag auf Veröffentlichung des kompletten Berichts, der mit Hinweis auf die immer noch geltenden Geheimhaltungsvorschriften im Juni 2005 vom Bundesrat abgelehnt wurde (siehe Weblinks).
Wer Chef der P-26 war, ist bis heute unbekannt. Offiziell war es Generalstabsoberst Efrem Cattelan. Daran bestanden von Anfang an Zweifel. Die P-26 kooperierte eng mit anderen Geheimorganisationen, insbesondere dem britischen MI6. Cattelan aber sprach kaum Englisch und seine Auslandreisen beschränkten sich auf Thailand.
Der Spielfilm "Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz" spielt auf eine Gruppe von Spitzenmilitärs an, die auf Befehl die Schweizer Regierung ermorden und dann selber die Macht ergreifen sollten.
Weblinks[]
- NATO-Geheimarmeen und P26
- Geheimarmee P26 der Schweiz
- Abgelehnter Antrag des Schweizer Nationalrats Josef Lang auf Veröffentlichung des kompletten Untersuchungsberichts vom März 2005