Verschwörungstheorien Wiki
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Phantomzeit oder auch erfundenes Mittelalter bezeichnet den Zeitraum zwischen etwa September 614 und August 911. Der Begriff spiegelt dabei die Annahme wieder, dass diese Jahre eine Erfindung der europäischen Geschichtsschreibung wären und die Ereignisse dieser Zeit, wie etwa die Herrschaft der Karolinger, entweder nicht stattgefunden haben oder umdatiert wurden.

Hauptvertreter der Phantomzeit-Hypothese in Deutschland sind Heribert Illig und Hans-Ulrich Niemitz. Die Phantomzeit gehört zu den Chronologiekritiken, also Theorien welche den etablierten Ablauf der Geschichte infrage stellen.

Argumente[]

pro[]

  • Kaum archäologische Funde, die man womöglich falsch datierte (Fundleere)
  • Die Hochkultur der Karolinger entstand aus dem Nichts. Absturz. Dann primitiver Beginn der Frühromanik
  • Ungarn und Awaren sind laut Sachsengeschichte des Widukind v. Corvey identisch. Kaum Grenzverschiebungen.
  • Viele weitere Beobachtungen (Die Zeitschrift 'Zeitensprünge' erscheint inzwischen im 19. Jahrgang!)

contra[]

  • Ein häufig genanntes Gegenargument ist, dass alle Zeitrechnung in ganz Europa hätte in einer undenkbar großen Verschwörung mitziehen müssen, bzw. viele Dokumente hätten nachträglich manipuliert werden müssen und der Zeitübersprung selbst hätte verschleiert werden müssen.
  • Fehlen 300 Jahre im Kalender der römisch-katholischen Kirche, so müssen diese auch in der Geschichte anderer, nicht-römisch-katholischer Gebiete fehlen. Durch die Ausdehnung des römischen Reiches und die daraus resultierenden politischen Kontakte lässt sich die römisch Zeitlinie mit der vieler peripherer Gebiete, wie etwa dem oströmischen Reich oder den Nahen Osten, zusammenfügen. Diese Gebiete, welche in dem entsprechenden Zeitraum von Orthodoxer Kirche, Koptischer Kirche oder dem Islam beherrscht wurden, führten unabhängig von Rom die Chronologie fort.
  • Schon lange vor der Phantomzeit gab es Astronomische Tabellen. Jeder Tag ist, spätestens seit dem, durch Astronomische Beobachtungen, Berechnungen und Aufzeichnungen belegt, welche mit Aufzeichnungen anderer Kulturen, unabhängig vom verwendeten Kalendersystem, übereinstimmen muss.

Streitpunkte[]

  • Der eigentümliche und unerklärte Verlauf der 'IntCal'-Kalibrierkurve zur Zeitbestimmung mit radioaktivem Kohlenstoff (C14-Methode)
  • Die Dendrochronologie, also die Zeitbestimmung mittels Baumringen, wird von Verfechtern der Phantomzeit in Zweifel gezogen.

Die Verschiebung des Gregorianischen Kalenders[]

Bei der Einführung des Gregorianische-Kalenders 1582 wurden 10 Tage übersprungen um zu erreichen, dass das Frühlings-Äquinoktium wieder um den 21. März fällt. Rechnet man aber von Anfang der Jahreszählung an, so müsste die Abweichung mindestens 13 Tage umfasst haben, es fehlt also die Verschiebung von etwa 300 Jahren.

Dem wird entgegen argumentiert, dass sich der 21. März als Datum des Frühlings-Äquinoktiums auf das erste Konzil von Nicäa im Jahre 325 bezieht und nicht auf das Jahr 1. So belegen die 10 Tage Abweichung sogar die kontinuierliche Zählung des Datums zwischen 325 und 1582, da, hätte man 300 Jahre dazu erfunden, auch die Abweichung geringer ausgefallen wäre.

Motive zur Phantomzeit[]

Die katholische Kirche hatte ein Interesse daran sich auf eine längere Tradition als die des Islam berufen zu können, dieser wäre unter Berücksichtigung der Phantomzeit nur 300 Jahre jünger als das Christentum (also um 320 entstanden, anstatt wie normalerweise angenommen um 620). In die erfundenen Jahre fällt auch die Pippinische Schenkung (756), wodurch sich die katholische Kirche einen großen Landbesitz sicher konnte (vgl. Konstantinische Schenkung, eine um das Jahr "800" entstandene Fälschung).

Verhältnis von Dokumentartor und Dokumentation[]

Diese Verschwörungstheorie ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Geschichtsschreibung abhängig von geschichtlichen Dokumenten ist. Wie im Buch 1984 beschrieben, kann ein Machthaber allerdings historische Dokumente vernichten und durch Fälschungen ersetzten. Da erhält das in der Schule eingetrichterte "Aus der Vergangenheit lernt man" doch schon eine ganz andere Bedeutung.

siehe auch[]

Literatur[]

  • Heribert Illig: Das erfundene Mittelalter - Die größte Zeitfälschung der Geschichte. Hat Karl der Große je gelebt?, Ullstein Verlag, 2004, ISBN 3548364292

Weblinks[]

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