Der Ausdruck Poro (Purrah, Purroh), bezeichnet einen in Sierra Leone und Liberia verbreiteten Geheimbund. Während die Zugehörigkeit zu Poro nur Männern vorbehalten ist, stehen die beiden ähnlich gearteten Geheimbünde Yassi und Sandebund (bundu) auch Frauen - teils unter gewissen Bedingungen - offen. Alle weiblichen Mitglieder des Yassi müssen auch Mitglieder des Bundu sein, der seinerseits ausschließlich Frauen vorbehalten ist.
Von den drei Bünden ist Poro der bedeutsamste. Die gesamte eingeborene Bevölkerung untersteht seiner Gerichtsbarkeit. Er stellt im Wesentlichen eine Art Freimaurerloge bzw. Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit dar, dessen Hauptaspekte sich auf sowohl auf das die Religion (Initiation des Heranwachsenden) als auch das zivile Leben erstrecken. Hier werden Gesetze gemacht und über Krieg und Frieden entschieden etc.
Poro verfügt über ein umfangreiches Reservoir an Ritualen, Begriffen, Tätowierungen und Symbolen, deren Details unbekannt sind, da die beeidete Geheimhaltung unverbrüchlich ist. Man versammelt sich in der Trockenzeit, zwischen Oktober und Mai im Urwald. Ein umzäunter Bereich mit aus Matten errichteten von überhängenden Bäumen bedachten Wohnungen dient als Versammlungsraum.
Die Hierarchie umfasst dabei drei Grade, die erste für die Häuptlinge und prominenten Männer, die zweite für die "Fetisch"priester und die dritte für die Gemeinde. Die Zeremonien des sierra-leonischen Purrah werden vom Poro Teufel, einem Mann im Fetischkleid geleitet, der die Gemeinde durch ein langes hölzernes Rohr anspricht.
In Liberia tritt der Poro-Teufel bei Anwesenheit von Frauen, Kindern und Nichtmitgliedern nicht in Erscheinung. Der Gbetoo ist die einzige "Fetisch, der mit einem langen hölzernen Rohr" bekleidet und als solche Hülle sichtbar ist. Dieser poro Teufel ist selbst den meisten Mitgliedern unsichtbar.
Poro vermag sein Tabu auf alles oder jedes zu setzen; und da kein Eingeborener riskieren würde, seine Macht anzutasten, führte es zu erheblichen Versorgungsproblemen, als das Getreide mit dem Tabu belegt wurde. 1897 erließen die britische bzw. die lokale Regierung eine Verordnung, die die Erlegung des Tabus auf alle einheimischen Nahrungsgüter generell verbot.
Von den angeschlossenen Bünden scheint Yassi gleichsam ein Medizinbund zu sein, Personen die ihre Krankheit als vom Fetisch verursacht ansehen, erwarten durch die Zahlung bestimmter Gebühren ihre Heilung. Der Bundu der Frauen ist in vielfacher Hinsicht ein Pendant zu dem Poro der Männer, allerdings ohne politische Macht.
In Liberia ist der dem Poro entsprechende weibliche Bund der Sande.
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Literatur[]
- T. J. Alldridge, The Sherbro and its Hinterland (1901).