Die Selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Vorhersage, die sich erfüllt, nur weil sie vorhergesagt bzw. erwartet wurde.
Die Selbsterfüllende Prophezeiung basiert auf dem Prinzip, dass man selbst auf die Umwelt Einfluss nimmt und versucht sie so in die Richtung zu verändern, die man erwartet. Demnach wird die Erwartung zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
So führen Kritiker von Horoskopen häufig an, dass positive sowohl wie negative Vorhersagen (etwa: "Du wirst in dieser Woche beruflichen Erfolg haben." oder "sei vorsichtiger diese Woche mit deinen Autofahrten.") zu einer Änderung des Verhaltens führen könnten (Man wird fleißiger arbeiten bzw. vorsichtiger sein), wodurch sich die Prophezeiung erfüllen könnte. Selbsterfüllende Prophezeiungen spielen auch beim spekulativen Handel z.B. mit Aktien eine Rolle, da hier durch falsche Prognosen Spekulationsblasen entstehen können.
Mertons Theorie der Selbsterfüllenden Prophezeiung[]
Die Selbsterfüllende Prophezeiung wurde von Robert K. Merton in die soziologische Debatte eingebracht, ebenso wie ihr logisches Gegenstück (self-destroying prophecy, „selbstzerstörende Prophezeiung“).
Sie ist grundsätzlich nicht von der Prognose zu unterscheiden.
Allerdings kann das Objekt einer soziologischen/psychologischen Vorhersage, sofern diese geglaubt wird, selber ein sozial handelndes Subjekt sein, weil es die Voraussage mitzuhören und darauf zu reagieren vermag. So kann eine 'falsche' Prognose, zum Beispiel: "Morgen geht die XYZ-Bank pleite!" dazu führen, dass die vollkommen solide XYZ-Bank durch einen jähen Abzug aller Gelder ihrer Gläubiger insolvent wird und falliert. Umgekehrt kann eine Voraussage wie z.B. "Im Hauptbahnhof wird um 12:00 Uhr eine Bombe hochgehen!" durch rechtzeitige Nachsuche und Entschärfung der tatsächlich vorhandenen Bombe falsch werden.
In beiden Fällen ist also das Eintreten bzw. Nichteintreten der Voraussage (noch) nicht ihre Rechtfertigung bzw. Widerlegung. Praktisch ist dies z. B. ein Alltagsproblem der Demoskopie (unter anderem bei Wahlprognosen) und des Warnwesens, sogar der Geheimdienste. Daraus folgt, dass – zumindest auf den ersten Blick – solide Vorhersagen von unfundierten oder gar Scharlatanerien nicht leicht zu unterscheiden sind.
Theoretisch wird ein ungewöhnlich schwieriges Problem aufgeworfen, weil in den Prognosen der experimentalen Naturwissenschaften durch die genaue Einhaltung einer Versuchsanordnung die uns geläufige zweiwertige Logik oft reicht: Die Prognose ist dann je nach Versuchsausgang entweder wahr oder falsch (W|F). Für die Prognose in den Sozialwissenschaften wird aber zur Aufnahme aller Optionen der hörenden Betroffenen eine erkenntnistheoretisch mehr-als-zweiwertige Logik benötigt (z. B. die Güntherlogik).
Beispiel: Auf die Prognose, ein Schiff werde morgen nach der Ausfahrt kentern, kann der Kapitän damit reagieren, dass er sich diesem „Entweder-Oder“ von Kentern|Nichtkentern gar nicht stellt, sondern eine dritte Option wählt, nämlich im Hafen liegen bleibt - ein bereits von Aristoteles überlegtes Beispiel: Wie das logisch fassen? (Günther setzt hier neben "W" und "F" den dritten Wert "V" ein.)