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Der Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) in Zürich, gegründet 1986 und 2002 aufgelöst, war ein psychologisch-pädagogisch orientierter, interdisziplinärer Verein, in dem sich an psychologisch-pädagogischen Fragen Interessierte vieler Berufe zusammengeschlossen hatten. Weltanschaulich hatte er sich vom radikal linken zum rechten politischen Spektrum hin entwickelt.(Politisierende Psycho-Sekten von Rechts, von Martin Dietzsch / Anton Maegerle)

Von ehemaligen Mitgliedern wurden ihm autoritäre Strukturen vorgeworfen.(Bundestags-Drucksache 13/8170, Zwischenbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“, 1997, S. 20f, OVG Münster, Az: 5 B 168/94)


Tätigkeit und Ziele[]

Die Tätigkeit des VPM sah sich in der Tradition der Individualpsychologie Alfred Adlers, der Kulturanthropologie sowie der Entwicklungspsychologie und bezog auch neuere wissenschaftliche Befunde mit ein. Ziel war es nach Angaben des Vereins, die Psychologie für jeden Menschen zugänglich und nutzbar zu machen. Vorbild war die Medizin, die sich über Jahrhunderte aus verschiedenen Schulen und Richtungen zu einer wissenschaftlich anerkannten Disziplin entwickelte. Neben psychologischen, pädagogischen und sozial-ethischen Fragen von allgemeinem Interesse wurden Forschungsergebnisse zu Fragen der Ethik, der Wertebildung und -erhaltung besonders berücksichtigt. Der VPM sah sich selbst als politisch und konfessionell neutral und betonte, sich trotz starker Kritik an den naturrechtlich-christlichen Werten unserer Kultur und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu orientieren.

Der VPM bot Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Psychologie, der Psychosomatik und der Pädagogik an. Er veranstaltete jährlich psychologisch-pädagogische Kongresse, Schulungswochen und Arbeitstagungen zu Fragen des menschlichen Zusammenlebens. Seine Erkennisse wurden in über 80 Büchern und Publikationen veröffentlicht.

Gesellschaftliches Engagement[]

Ärzte, Psychologen und Lehrer im VPM sahen sich mit neuen „Phänomenen“ des späten 20. Jahrhunderts konfrontiert (Drogenmissbrauch, AIDS-Epidemie, radikale Schulreformen und Wertezerfall):

Alarmierende internationale Hinweise bewegen im Oktober 1985 eine Ärztegruppe des VPM ein Präventionskonzept gegen eine HIV-Infektion auszuarbeiten. Sie setzen sich für eine umfassende Aids-Aufklärung ein.

Aufgrund der Erfahrungen mit der Behandlung der ersten Drogenabhängigen erstellen Psychologen und Ärzte im VPM ein ausstiegsorientiertes Drogenkonzept. Demnach könne eine Verbreitung der Drogensucht nur mit einer klaren Haltung gegen alle Liberalisierungs- und Legalisierungsbestrebungen eingedämmt werden. Deshalb setzen sie sich nach eigenen Angaben mit wissenschaftlichen Stellungnahmen und in Übereinstimmung mit dem UNO-Präventionskonzept und dem Suchtstoffkontrollrat (INCB) für eine Jugend ohne Drogen ein.

Postmoderne Erziehung und aus Sicht des VPM nicht-pädagogisch orientierte radikale Schulreformen zeigen in der Auffassung des Vereins negative Auswirkungen auf die Lernhaltung der Schüler und die Qualität der Bildung. Der VPM versuchte dem entgegenzusteuern, indem er eine werte- und pädagogisch orientierte Erziehung und Bildung förderte. Ziel war eine lebensfrohe, hilfsbereite und leistungswillige Jugend.

Offiziell wollte der VPM aufgeklärten bürgerlichen Werteauffassungen im heutigen gesellschaftspolitischen Meinungskampf eine demokratisch legitimierte Stimme geben und machte dazu von verbürgten Grundrechten Gebrauch. Zusammen mit gleichgesinnten Organisationen nutzte er die Direkte Demokratie in der Schweiz. Er trat ein für Gewaltfreiheit im zwischenmenschlichen Umgang und bezog Stellung gegen politischen Extremismus von rechts und links.

Auflösung des VPM[]

Am 3. März 2002 gab der VPM offiziell seine Auflösung bekannt. Der Journalist Hugo Stamm ist jedoch der Ansicht, dass die Anhänger seine Aktivitäten weiterführen.

Gruppen, die eine ähnliche Ausrichtung vertreten und sich auf Liebling berufen, sind beispielsweise die "Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle", Zürcher Schule für Psychotherapie", Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, Europäischer Verband zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis , Arbeitskreis qualifiziertes Studium , Gesellschaft (bzw. Institut) zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis

Ehemalige VPM-Anhänger wurden bei rechtsgerichteten politischen Aktionen (u.a. Unterschriften sammeln für Volksinitiativen) in der Schweiz gesehen.


Kritik[]

Innerhalb von 15 Monaten (1992 und 1993) erschienen 2.727 kritische Artikel über den VPM allein in der Schweizer Presse. Fast jeder Artikel enthält einen „Sektenvorwurf“. Der VPM sieht sich dagegen konfessionell und politisch neutral. Ehemalige Mitglieder beklagen autoritäre Strukturen und dass ein Abweichen von der "richtigen Meinung" nicht geduldet würde. Es würde auch eine sehr klare Freund/Feind-Einteilung geben. Auch die Wissenschaftlichkeit der Methoden des Vereins wurde mehrfach in Frage gestellt.

Der „Berufverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen“ (BDP) gab 1994 folgende Pressemitteilung heraus:

„Der BDP hält an seiner Einschätzung fest, daß es sich beim VPM um einen Psychokult handelt, der durch seinen Namen bei Behörden, in Fachkreisen und der allgemeinen Öffentlichkeit den Eindruck einer psychologisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft zu erwecken sucht und sich zudem nach außen den Anschein einer caritativen Organisation gibt, die Menschen in persönlichen Schwierigkeiten oder bei persönlichen Nöten mit psychologischem Rat und mit psychotherapeutischer Behandlung Hilfe leistet. Diese sogenannte psychotherapeutische Betätigung des VPM entbehrt jedoch nach Auffassung des BDP jedweder fachlichen Grundlage.“ (Report Psychologie 19, August 1994, zusätzlich Pressemitteilung, Informationen Deutscher Psychologen vom 15.7.1994)

Auch die „Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie e. V.“ (DGIP), die sich wissenschaftlich anerkannt auf das Werk von Adler stützt, bezog zur Berufung des VPM auf Alfred Adler kritisch Stellung:

„Der Bundesvorstand der DGIP distanziert sich von den Aktivitäten und psychologischen Auffassungen des VPM. Dieser beruft sich zwar in seiner Theoriebildung ebenso wie die DGIP auf die Individualpsychologie Alfred Adlers. Der sektenhafte Anspruch des VPM und seiner Organisationen auf eine Art Definitionsmonopol steht aber im krassen Widerspruch zur wissenschaftlichen Orientierung der Individualpsychologie.“ (Aus einer Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e. V., in: Psychologie Heute, Mai 1994)

1993 wollte die damalige CDU-Familienministerin Angela Merkel den VPM auf die Sekten-Warnliste setzen. Sie wurde dafür von Parteikollegen und VPM-Unterstützern wie Hans Filbinger, Gerhard Löwenthal, CDU-MdB Claus Jäger und Heinrich Lummer und dem niedersächsischen CDU-Ehrenvorsitzenden Wilfried Hasselmann kritisiert. (http://dip.bundestag.de/btd/13/014/1301499.asc , http://home.snafu.de/~bifff/ACP.htm ). 1996 legte die Bundesregierung einen Entwurf für eine Informationsbroschüre vor, in dem unter anderem auch der VPM thematisiert wurde. Dagegen wehrte sich der Verein mit einem Erlass einer einstweiligen Anordnung. Das Oberverwaltungsgericht Münster wies den Antrag des VPM u. a. wie folgt ab:

„Vor dem Hintergrund der gesamten vorstehenden Ausführungen erweist sich auch die zusammenfassende Einschätzung in der geplanten Broschüre ..., „für den einzelnen besteh(e) die Gefahr, daß eine tiefe Abhängigkeit zu der Gruppe entsteht, der individuelle Lebenslauf den Gruppennormen und dem `Gemeinschaftsgefühl` angepasst wird und so eine zunehmende Entfremdung zum bisherigen sozialen und persönlichen Umfeld entsteht", bei summarischer Prüfung als sachliches Werturteil, das auf einem vertretbar gewürdigten Tatsachenkern beruht. Das oben näher beschriebene Konzept des VPM einer Steigerung des Gemeinschaftsgefühls, der Absolutheits- und Heilsanspruch sowie die subtilen Macht- und Kontrollmechanismen lassen die Warnung der Antragsgegnerin (gemeint ist hier die Bundesregierung), es bestehe die „Gefahr" der Gruppenanpassung und Abhängigkeit sowie der Entfremdung, als nicht unsachlich erscheinen. Eine solche Gefährdung kommt nicht nur für Mitglieder des VPM, sondern für alle in Betracht, die an den Aktivitäten des VPM und seiner Mitglieder teilnehmen. Hierzu zählen nicht nur (junge) Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche, die ebenfalls eine Zielgruppe des VPM sind.“ (Beschluss des OVG für das Land Nordrhein-Westfalen vom 15. Mai 1996 (Az. 5 B 168/94), S. 18)

Der VPM führte über hundert Prozesse allein in Deutschland, teilweise über mehrere Instanzen. Die meisten Klagen wurden abgewiesen, weil Meinungsäusserungen nicht einklagbar sind (siehe auch Soldaten sind Mörder-Urteil). So heisst es zum Beispiel im Urteil Oberlandesgericht Celle 13 U 115/98 VPM ./. Hemminger u.a.: Das Landgericht hat nach Durchführung einer umfangreichen Beweisaufnahme durch Vernehmung einer Vielzahl von Zeugen die Klagen abgewiesen. Zur Begründung hat es zu den einzelnen angegriffenen 54 Passagen ausgeführt, warum es sich um zulässige Meinungsäußerungen, nicht nachweislich unwahre Tatsachenbehauptungen, die gerechtfertigte Verbreitung von Tatsachenbehauptungen bei Wahrnehmung berechtigter Interessen handele. (http://www.agpf.de/OLG-Celle-13U115-98-VPM.htm Urteil OLG-Celle-13U115-98-VPM)


Literatur[]

Herausgegeben vom VPM[]

  • Standort Schule – Schul“reform“ – die heimliche Abschaffung der Schule (4 Bände), Verlag Menschenkenntnis 1991, ISBN 3-906989-05-4
  • AIDS – Lähmung der Abwehr in Individuum und Gesellschaft, Aids-Aufklärung Schweiz (Hrsg.) 1992, ISBN 3-905085-04-6
  • Wege aus der Sucht – Effektive HIV- und Drogenprävention - II. Internationales Symposium gegen Drogen in der Schweiz 1997, Aids-Aufklärung Schweiz und Schweizer Ärzte gegen Drogen (Hrsg.) 1999, ISBN 3-905085-33-X
  • Ausgegrenzt: VPM – Menschenrechtsverletzungen im schweizerischen Alltag, 34 Erfahrungsberichte, Verlag Menschenkenntnis 1993, ISBN 3-906989-30-5

Kritik[]

  • Hemminger, Hansjörg: VPM. Der "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" und Friedrich Lieblings "Zürcher Schule". Evangelischer Presseverband für Bayern : München, , 1994, ISBN 3-583-50663-4
  • Holger Reile, Ingolf Efler: VPM - Die Psychosekte, Rowohlt Taschenbuch Verlag 1995, ISBN 3-499-19911-4
  • Sorg, Eugen: Lieblingsgeschichten. Die "Zürcher Schule" oder Innenansichten eines Psycho-Unternehmens., Weltwoche Verlag : Zürich, 1991, ISBN 3-855-04130-X
  • Stamm, Hugo: VPM - Die Seelenfalle. "Psychologische Menschenkenntnis" als Heilsprogramm. Werd-Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-859-32162-5

Sonstige[]

  • Gerhard Besier/Erwin K. Scheuch (Hrsg.): Die neuen Inquisitoren, Religionsfreiheit und Glaubensneid, Band II, Edition Interfrom 1999, ISBN 3-7201-5278-2
  • Peter Boller: Mit Psychologie die Welt verändern? Friedrich Lieblings "Zürcher Schule" 1952-1982. Eine psychologische Schule und soziale Bewegung in biographischen Interviews. Basel: Dissertation, 2005.
  • Thomas Zschaber: Manipulation und Indoktrination durch Sprache. Eine Literaturanalyse mit einer anschliessenden Untersuchung von pädagogisch-psychologischen Doktrinen. Verlag Paul Haupt : Bern, Stuttgart, Wien, 1993, ISBN 3-258-04798-7

Weblinks[]

VPM[]

Hintergründe und Kritik

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